Ausstellung

Nezaket Ekici – Panta Rhei

Installation und Präsentation des Performancevideos bis 16. Januar 2022

Nezaket Ekici (*1970 in Kırşehir / Türkei, lebt und arbeitet in Berlin) gilt als eine der bedeutendsten Performancekünstlerinnen in Deutschland. In der Performance „Panta Rhei“, die am 06. November 2021 im Bröhan-Museum uraufgeführt wurde, setzt sie sich anlässlich des 100. Geburtstages des Sammlungsgründers Karl H. Bröhan mit der Porzellansammlung des Museums auseinander.

In einem weißen Raum stehen weiße Sockel, auf dem Boden liegen unzählige Objekte aus Porzellan und Eimer mit verschiedenen Farben. Ekici nimmt einzelne Gegenstände auf und taucht sie in jeweils eine der Farben. Anschließend türmt sie die Gegenstände, nach ihrer neuen Farbordnung sortiert, auf den Sockeln auf. Der vorher weiße Raum wird bunt, nicht nur, weil Gegenstände in Farbe getaucht wurden, sondern auch, weil Farbe auf den Boden, die Sockel und auf Ekicis Kleid tropft. Je mehr Porzellan sie aufeinandergestapelt hat, desto höher werden die dabei entstehenden abstrakten, farbigen Porzellanskulpturen, während die Stapel des Porzellans auf dem Boden sich leeren.

Mit ihrer Arbeit wirft Ekici Fragen zur Sammlungspraxis und der Entstehung von Sammlungen auf. Wie entwickeln sich Sammlungen? Welche Kategorisierungen werden für Objekte ge- und erfunden? Welche Arbeit und welcher Schmerz stehen hinter dem Sammeln und Loslassen?

Die Performance-Installation ist Teil der Jubiläumsausstellung „Bröhan Total!“.

Kurator: Simon Häuser

Gestaltung Werbemotiv: Gerwin Schmidt, München, unter Verwendung eines Fotos von Nezaket Ekici, National Anthems, Video Performance, 2 Kanal Video Installation 2005, Foto: Andreas Dammertz

Ein Gespräch mit Nezaket Ekici über ihre Arbeit und die Performance „Panta Rhei“ ist auf unserem YouTube-Kanal zu sehen:

Gespräch auf YouTube ansehen

Ein Trailer der Performance „Panta Rhei“ ist ebenfalls auf YouTube veröffentlicht:

Trailer auf YouTube ansehen


Über Nezaket Ekici

Nezaket Ekici konnte in den vergangenen Jahren zahlreiche Preise und Stipendien für ihre Arbeit gewinnen. So war sie unter anderem 2017 Stipendiatin an der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo und 2018 Gewinnerin des Paula Modersohn-Becker-Preises. Ihre Arbeiten zeigte sie in Einzelausstellungen in Berlin zum Beispiel 2015 im Haus am Waldsee, aber auch in Galerien in London, Tel Aviv, Toronto oder New York.

Bekannt ist die Schülerin Marina Abramovićs für ihre Unnachgiebigkeit und ihre kraftvollen, bildgewaltigen Arbeiten, die teils schmerzhaft und langwierig, teils spielerisch und voller Witz sind. Beeindruckend sind vor allem ihre „Long Duration Performances“, bei denen sie über ihre eigenen Belastungsgrenzen geht und damit besondere Intensität und Verbindung mit den Zuschauerinnen und Zuschauern erreicht. 

Als deutsch-türkische Künstlerin arbeitet Ekici in beiden Ländern und beschäftigt sich thematisch oft mit Fragen der Herkunft und Identität, mit dem Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt und mit seinen Kulturtechniken. Sie dokumentiert und kommentiert Kulturtransfers, also Aneignungsprozesse, bei denen sich Gebräuche und Eigenheiten verschiedener Kulturen vermischen und zu neuen, individuellen Kulturpraktiken verschmelzen. Dabei nutzt Ekici oft Alltagsobjekte, die als Träger kulturellen Wissens dienen und kulturelle Identitäten sichtbar machen. Hier ergeben sich zahlreiche Anknüpfungspunkte zur Sammlung des Bröhan-Museums, die zu großen Teilen aus außergewöhnlichen Stücken der Alltagskultur der Zeit um 1900 bis in die 1930er Jahre besteht.  

Bereits 2017 performte Nezaket Ekici im Bröhan-Museum im Rahmen der Ausstellung „Kuss. Von Rodin bis Bob Dylan“.